Die Zukunft der Zeppelin Universität Friedrichshafen stand auf der Agenda der Gemeinderatssitzung des 2. Mail 2023. Die Fraktionserklärung hielt Dr. Wolfgang Sigg, der maßgeblich an der Gründung der ZU beteiligt war. In seiner Rede zieht er eine positive Bilanz:
Fraktionserklärung zur Zeppelin Universität
Sehr geehrte Damen und Herren,
vorausschicken möchte ich, dass die Fraktion SPD-Die Linke hinter der ZU steht.
Die ZU hat sich in den 20 Jahren seit ihrer Gründung zu einer Marke in der akademischen Welt entwickelt. In den Rankings vergleichbarer Universitäten schneidet sie stets hervorragend ab, sie ist immer in der Spitzengruppe. Über 3500 ehem. Studenten haben ihre Karrieren in Verwaltung, Wirtschaft und Politik begonnen. Erst vor kurzem saßen auf einem Podium der ZU zwei neu gewählte Bürgermeister, die an der ZU studiert hatten. Im Freundes- und Bekanntenkreis wird man auf die ZU positiv angesprochen.
Die Gründer der ZU waren der Auffassung, dass Friedrichshafen eine Bildungseinrichtung des tertiären Sektors braucht. Eine Stadt mit dem wirtschaftlichen Potential von Friedrichshafen sollte auch zur Wissenschaftsstadt werden. Wissenschaft ist ein wichtiger Standortfaktor – insbesondere für die Gewinnung qualifizierter Arbeitskräfte mit ihren Familien.
Das Wissenschaftsministerium hat die akademische Qualität der ZU durch die Verleihung des Promotionsrechts gewürdigt, ein einmaliger Vorgang bei einer privaten Hochschule in Baden-Württemberg. Wir sind zuversichtlich, dass die Re-Akkreditierung erfolgreich sein wird.
Die ZU hat Forschung und Lehre stets den aktuellen Bedürfnissen angepasst. Die Ausrichtung neuer Studiengänge – teils in englischer Sprache – auf Digitalisierung und Globalisierung geht in die richtige Richtung.
Potentiale sind im Bereich der Weiterbildung im Sinne einer Business School – insbesondere auch für Mitarbeiter der hiesigen Unternehmen – noch mehr auszuschöpfen. Aber auch hier ist Präsident Mühlhahn auf dem richtigen Weg.
Ein großer Schatz für Stadt und Region sind die Studenten. Professor Schulte schreibt in seiner Stellungnahme zur Entwicklung der ZU: Im Verhältnis zur Größe der ZU und der Anzahl der Studierenden ist der Umfang und das dahinterstehende Engagement der Studierenden außerordentlich hoch. Über 40 studentische Engagements sind in den Bereichen Kultur, Medien – und Kommunikation, Politik, Bildung und Soziales sowie Wirtschaft und Unternehmertum als Vereine, Clubs und Programminitiativen nachhaltig aufgebaut worden. Die Studierenden sind auch in den politischen Parteien unterwegs, immerhin 3 sind bereits Mitglied unseres Gemeinderats. Die Studenten sind eine Belebung für unsere Stadt. Die Impact (Wirkungs) – Analyse zeigt auf, wie viele belastbare Kooperationen mit kommunalen Akteuren und Unternehmen aus der Region bestehen. Erst vor kurzem konnten sich Start-Ups an der ZU bei wichtigen Investoren aus der Region vorstellen, darunter Unternehmen aus Vorarlberg und der Schweiz. Auch die Zusammenarbeit mit der DHBW funktioniert bei ausgewählten Projekten. Durch Vorträge, Bürgeruniversität, Kinderuni etc. wirkt die ZU in die Gesellschaft hinein.
Der PioneerPort der ZU ist das zentrale Gründerzentrum der Region. Über 150 Start-Ups sind bereits an der ZU entstanden. Nicht zu unterschätzen ist auch die Tatsache, dass die ZU mit ihren gegenwärtig fast 800 Studenten und ihren Professoren und Mitarbeitern selbst ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in unserer Stadt geworden ist. Die Impact-Analyse gibt davon ein klares Bild. Die Liste der positiven Erträge der ZU für Stadt und Region ließen sich noch lange fortsetzen.
Ich fasse zusammen:
Die Zeppelin Universität ist ein wichtiger integraler Bestandteil der Stadt Friedrichshafen mit Ausstrahlung in die Region und darüber hinaus. Die umfangreichen Aktivitäten und deren Resonanz belegen diese Aussage.
Zur Finanzierung der ZU ist Folgendes festzuhalten.
Die Zeppelin Universität konnte ihren Betrieb bis zum Jahre 2022 trotz der Folgen der Pandemie z.B. für die Studentenzahlen ohne zusätzliche Zuschüsse durchführen. Ursache dafür waren die in der Vergangenheit erwirtschafteten Rücklagen.
Nunmehr braucht die ZU aufgrund der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie und des Urkainekrieges, der Inflation und der Re-Akkreditierungskosten zusätzliche Mittel über die Grundförderung von 8,3 Mio. € hinaus. Die Stadtverwaltung schlägt vor, für das Geschäftsjahr 2023 zusätzlich 3,5 Mio. € zur Verfügung zu stellen und für das Jahr 2024 2,9 Mio. € in Aussicht zu stellen. Dem stimmen wir zu.
Wir unterstützen die ZU-Stiftung bei der Suche nach einem potenten Partner für die ZU. Dadurch soll die wirtschaftliche Basis verbreitert werden.
Ob das Sale- and Lease-back-Verfahren, d.h. der Verkauf und die Anmietung für die Immobilie am Campus Fallenbrunnen, sinnvoll ist, wird die Prüfung ergeben. Wir machen hier ein Fragezeichen. Erstens dürfte ein potentieller Partner durchaus Wert auf die Immobilie legen und zweitens ist das Verfahren nur eine relativ kurzzeitige Hilfe, da ja eine entsprechende Miete gezahlt werden muss.
Wir hoffen, dass die Bemühungen der ZU um höhere Drittmitteleinwerbung Früchte tragen und dass mit einem verbesserten Studienangebot auch die Studierenden Zahlen wieder steigen. Insbesondere im Weiterbildungsbereich – als Business School – sehe wir große Möglichkeiten.
Ich fasse zusammen und wiederhole mich dabei:
Unsere Fraktion unterstützt die ZU als ein wesentliches Element unseres städtischen Potentials. Auf die Frage, ob das, was die ZU für Stadt und Region leistet, die Förderung durch die Zeppelin Stiftung wert ist, antworten wir mit einem klaren JA. Wir werden daher den von der Verwaltung erarbeiteten Beschlussanträgen zustimmen.