Salon Rouge im Oktober

Veröffentlicht am 02.11.2022 in Aktuelles

„Arbeitswelt 5.0 – wie verändert sich unser Arbeitsleben?“

Frederic Striegler, zweiter Geschäftsführer der IGMetall Friedrichshafen-Oberschwaben, setzte sich kenntnisreich auf die seit 2019 Krisen geschüttelten Jahre und deren Auswirkungen auf das Arbeitsleben vieler Beschäftigter im vergangenen Salon Rouge auseinander.

Für Striegler war die Corona-Pandemie eine ausschlaggebende Krise mit hohem Potential, das Arbeitsleben vieler umzukrempeln und nachhaltig negativ zu verändern.

 

Die sich anschließenden Krisen, wie der globale Bruch der Lieferketten, der zu erheblichen Störungen und zum teilweise Totalausfall von Produktionen führt oder gar der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine, dem Ausfall russischen Gas und letztlich einer toxischen Energiekrise für die Bevölkerung, Handel und Industrie, werden die Arbeitswelt seiner Meinung nach sehr verändern.

Die Corona-Pandemie brachte die metallverarbeitenden Betriebe Südwürttembergs schnell und nachhaltig an Grenzen der Belastbarkeit. Gesundheitsschutz war dominant und zwang Betriebe zu Umorganisationen routinierter Arbeitsabläufe und zu anhaltenden Weiterungen bei Schutzkonzepten.

 

Interessant war für Striegler dabei zu beobachten, dass vor allem die vielen kleinteiligen Umstrukturierungsmaßnahmen, nicht vorhersehbare Auswirkungen auf den Arbeitsalltag bewirkten - häufig verbunden mit Folgen, die nicht nur die tägliche Arbeitswelt für viele Mitarbeitenden nachteilig veränderte, sondern sich auch erheblich im privaten Lebenskreis auswirkten.

 

Striegler berichtete weiter aus seinen Erfahrungen, dass es beispielsweise erforderlich wurde, neue und ungewöhnliche bzw. nicht erprobte Abläufe zu konzipieren, oder manchmal in größeren Betriebsgeländen und Werkhallen sogar Wege bis hin zu Einbahnverkehren für Mitarbeitende einzurichten, um der Ansteckungsgefahr so weit als möglich entgegenzuwirken. Geänderte Arbeitsabläufe und Materialflüsse veränderten darüber hinaus die Rahmenbedingungen und führten in einigen Betrieben, besonders in Produktionsbereichen mit größeren Werkhallen und damit längeren Wegstrecken, in der Summe zu Arbeitszeiteinschränkungen und damit auch zu Entgeldverlusten.

 

Er erinnerte an die zunehmende Verunsicherung vieler in der Pandemie, durch die Vielzahl der geführten Diskussionen auf allen gesellschaftlich relevanten Ebenen, in denen durchaus über einschneidende Eingriffe bis hin zu möglichen Betriebsschließungen gesprochen wurde. „Too big to fail“ – war häufig ein Schlagwort, das der Abwendung dienen sollte, aber häufig eher zur weiteren Verunsicherung beitrug.

Frederic Striegler waren neue Regelungen, wie ausgleichende Gehaltsaufstockungen, Kurzarbeitergeld, oder die Möglichkeiten per Home Office, im Beruf ungefährdeter weiter arbeiten zu können, wichtig und er hält sie nach wie vor für den richtigen Weg.

 

In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass wir uns in einem zivilgesellschaftlichen und technolgischen Transformationsprozess befinden, dessen weitreichende Auswirkungen nicht nur die Arbeitswelten von Millionen Menschen auf der Welt drastisch verändern, sondern auch zu gewaltigen weltweiten Umstrukturierungen des Wirtschaftslebens führen wird. Der enorm zunehmende Einsatz von Künstlicher Intelligenz und anderen digitalen Techniken wird dominant werden und uns zu erheblichen Anstrengungen in Qualifikation und Ausbildung zwingen, um den steigenden Erfordernissen zu bestehen.