SPD für ökologische Verbesserung des Bodensees, ohne mehr Phosphat

Veröffentlicht am 10.11.2018 in Fraktion

Ziel der SPD im Bodenseekreis und im Land ist es, „den Bodensee zugleich als sauberen Trinkwasserspeicher zu erhalten, ihn aber im Rahmen dessen auch ökologisch so zu verbessern, dass er mehr heimischen Fischen Lebensraum bietet und sich die Erträge der Fischerei stabilisieren“.

In der Antwort der Landesregierung zu der Großen Anfrage der SPD-Landtagsfraktion „Bodensee“ (Drucksache 16/4778) wird eindeutig eine Rückkehr zu höheren Phosphatkonzentrationen im Bodensee, im Hinblick auf die Qualität des Tiefenwassers und in Anbetracht der Klimaänderungen, als äußerst kritisch eingestuft. Mit dem Anstieg der Wassertemperatur im Bodensee steigt die Gefahr, dass der See in den Wintermonaten weniger intensiv und seltener durchmischt wird. Durch einen verringerten Austausch zwischen Oberflächen- und Tiefenwasser ist der Sauerstofftransport in die Tiefenzone verringert oder sogar unterbunden, was sich negativ auf den Sauerstoffgehalt über den Seegrund auswirkt. Die Eier von Felchen und von Seesaiblingen, die nach dem Ablaichen der Fische in oberen Wasserschichten auf den Seeboden in größerer Tiefe absinken, haben dann nicht genügend Sauerstoff für eine erfolgreiche Entwicklung. Die Schlupfraten nehmen ab. Deshalb muss nach dem Willen der SPD alles vermieden werden, was zur Erhöhung der Phosphatbelastung führen würde.  

Bei einer höheren Wassertemperatur am Grund des Sees können sich die Felcheneier schneller entwickeln, mit der Folge, dass die Fische früher schlüpfen und noch nicht ausreichend Futter in der oberen lichtdurchfluteten und nahrungsreichen Zone finden. Steigende Wassertemperaturen können auch die Gefahr erhöhen, dass verstärkt Organismen mit fischtoxischen Metaboliten vorkommen. An hohe Temperaturen angepasste nicht heimische Fische und Pflanzen, Krankheiten und Parasiten können sich etablieren oder verstärkt ausbreiten. Vor allem der Bestand des Stichlings als nichtheimischer Fisch (Neozoe) ist sehr hoch. Mehr als 95 % der Fischindividuen und mehr als 20 % der Fischbiomasse im Freiwasser bestehen aus Stichlingen, mit verheerenden Auswirkungen. Die Stichlinge sind direkte Nahrungskonkurrenten der Felchen und fressen auch Felchenlarven. Norbert Zeller, Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion im Bodenseekreis, fordert deshalb die Landesregierung auf, schnellstmöglich Maßnahmen zu ergreifen, um den Stichling wieder zurückzudrängen. Auch gelte es gegen das Einschleppen von nichtheimischen Fischen und Pflanzen wirksame Schritte zu forcieren. „Aufklärung alleine reicht offensichtlich nicht aus“.

Darüber hinaus fordert die SPD die Laichbedingungen deutlich zu verbessern. Nur 40 % des Bodenseeufers sind in einem natürlichen oder naturhaften Zustand. Für Zeller eindeutig zu wenig. Um die Zielmarke 70 % zu erreichen, müssten in den nächsten Jahren verstärkt Renaturierungsmaßnahmen vorangebracht werden.

Auch beim Ausbau der Kläranlagen mit der 4. Reinigungsstufe werde zu wenig getan, denn problematisch sei der zunehmende Medikamenteneintrag und Mikroplastik. Lediglich 3 von 70 Kläranlagen hätten eine Pulveraktivkohleabsorptionsanlage. Drei weitere seien auf baden-württembergischer Seite in Planung oder im Bau. Für SPD-Kreisrat Dieter Stauber könne den Kommunen diese Aufgabe nicht alleine überlassen werden. „Hier muss Landesgeld fließen“.

Die SPD im Kreis und Land hat sich klar gegen die Aquakultur im Bodensee ausgesprochen, so wie beispielsweise auch die Berufsfischer und Wasserversorgungswerke. Allerdings zeigt sich die SPD offen für sogenannte Kreislaufanlagen an Zuflüssen des Bodensees z. B. für die Felchenzucht, aber eben außerhalb des Bodensees. Bezweifelt wird die Aussage des Landwirtschaftsministeriums, wonach eine solche Anlage derzeit nicht wirtschaftlich sei. Ein Forschungsprojekt könnte die ökologischen und ökonomischen Auswirken auf den Bodensee untersuchen.

Um die Qualität des Bodensees zu erhalten und zu verbessern gelte es auch diejenigen konsequenter und direkter in Entscheidungsprozesse mit einzubeziehen, die schon seit Generationen mit dem See verbunden sind, nämlich die Berufsfischer. Anders als die Landesregierung darstellt, fordern die Fischer ein stärkeres Mitspracherecht. Zeller: „Das sollte die Landesregierung als Bereicherung und nicht als Belastung sehen“.

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