Salon Rouge zum Thema Rassismus

Veröffentlicht am 02.08.2021 in Pressemitteilungen

In welcher Form offenbart sich bei uns Rassismus, wie fühlt es sich an, nicht in der weißen Realität zu leben? Diesen Fragen ging die SPD Friedrichshafen bei ihrem Salon Rouge im Juli nach. Elena Walton führte mit einem Impulsvortrag zu der Frage ‚‚Die weiße Realität und was passiert, wenn man heraus tritt - Rassismus, (k)ein Thema?‘‘ in das Thema ein.

Ihren Impulsvortrag begann Elena Walton mit zwei Fragen: „Wer geht gerne für den täglichen Bedarf einkaufen? Wer geht nicht gerne einkaufen – und das, weil Sie jedes Mal nach Ihrem Ausweis gefragt werden, um zu überprüfen, ob die Kreditkarte auch wirklich Ihnen gehört?“. Mit dieser Einführung hatte sie die Aufmerksamkeit ihrer Zuhörerinnen und Zuhörer bei sich. Ihr Alltag habe sich geändert, seitdem sie mit einem Schwarzen Amerikaner verheiratet ist. „Auf Ämtern wird trotz der Anwesenheit meines Mannes über ihn in dritter Person gesprochen, auch wenn er die Fragen versteht und auf Deutsch beantwortet“, erklärte sie. Die Umschreibung seines Führerscheins mit vollständigen Unterlagen sei ein Beispiel aus ihrem Alltag: Ohne ihr Beisein habe die Beamtin von ihrem Mann die erneute komplette Führerscheinprüfung verlangt – als sie beim nächsten Mal dabei war, erfolgte die Umschreibung problemlos. Die junge Frau schilderte verschiedene emotionale Situationen aus ihrem Alltag. Sie berichtete von einer Grenzkontrolle innerhalb Europas, bei der ein Beamter bei der Passkontrolle viel Verständnis bei einer weißen Frau zeigte, die abgelaufene Papiere hatte. Ohne Grund habe sich dieser wenige Minuten später vor ihrem Mann aufgebaut und ihn angeschrien, um dessen Papiere zu sehen. Diese wurden kurz vorher bereits von seinem Kollegen kontrolliert. „Mein Mann musste absolut ruhig bleiben, obwohl seine Papiere bereits kontrolliert wurden und ihm Unrecht angetan wurde. Aber dieser Kontrolleur hatte eine Waffe!“ Solche Erlebnisse seien traumatisch. „Erfahrungen von Rassismus können zu posttraumatischen Belastungsstörungen führen“, sagte Elena Walton.

Die anschließende Diskussionsrunde eröffnete sie wiederum mit zwei Fragen: „Wie hätten Sie reagiert? Wäre Ihnen aufgefallen, dass die weiße Frau anders behandelt wurde?“. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmern waren sich einig, dass sie in einer solchen Situation, in der ein bewaffneter Beamter agierte, nicht eingeschritten wären. Sehr wohl sei den meisten die Ungleichbehandlung aufgefallen. „Vorurteile spielen eine große Rolle, Dinge werden kategorisiert. Rassismus ist eine spezielle Diskriminierungsform“, meldete sich ein Teilnehmer zu Wort. „Ich habe die Hoffnung in unsere junge Generation, dass wir zusammen stärker werden und Rassismus aus dem Weg räumen können,“ äußerte sich eine junge Genossin. Rassismus in einer weißen Welt einzuklagen, sei für viele Betroffene sehr schwierig. „Rassismus kann erst dann weniger werden, wenn wir weiße Menschen ihn als unser Problem begreifen, das wir lösen müssen. Nicht als ein Problem Schwarzer Menschen für das wir Empathie haben,“ wurde Walton deutlich.

i: In der Diskussionsrunde wurde die Abkürzung BIPoC verwendet. Diese setzt sich aus drei Teilen zusammen: „B“ steht für Black, damit sind Schwarze gemeint. „I“ steht für „Indigene“, damit sind Menschen gemeint, die bereits vor einer Eroberung, Kolonialisierung oder einer Staatsgründung durch Fremde in einem Gebiet lebten. „PoC“ steht für „People of Color“, damit sind nicht-weiße Menschen gemeint. Die drei Personengruppen werden so aufgelistet, da Schwarze und indigene Menschen nochmal speziellen Rassismus erfahren und dieser so sichtbar gemacht wird.

 

i: Der „Salon Rouge“ ist eine Diskussionsrunde des Ortsvereins der SPD Friedrichshafen zu aktuellen Themen. Der nächste Salon Rouge ist am Dienstag, 21.09.2021 um 19 Uhr mit dem Thema "Sexarbeit – (k)ein ganz normaler Job?“. Unter Berücksichtigung der gültigen Hygienemaßnahmen findet er in Präsenz im Café des GPZ in der Paulinenstraße 12 in Friedrichshafen statt.

 

 

 

BU: Der emotionale Impulsvortrag von Elena Walton (Mitte) führte im Salon Rouge zu einer anregenden Diskussion. Matthias Eckmann (Vorsitzender SPD OV Friedrichshafen) und Laura Straub (SPD OV Friedrichshafen) haben dazu eingeladen.