Salon Rouge im Mai

Veröffentlicht am 23.05.2022 in Pressemitteilungen

„Was bedeuten steigende Preise für Menschen mit wenig Geld?“

Im Salon Rouge, der Diskussionsrunde des SPD-Ortsvereins, sprach Florian Nägele über die zuletzt sprunghaft angestiegenen Lebenshaltungskosten und was sie für Menschen in prekären Lebenslagen bedeuten. Florian Nägele ist Leiter des Bereichs Streetwork/ Aufsuchende Sozialarbeit und Wohnungslosen-hilfe von Arkade e.V.

 

In seinem Impulsvortrag stellte er fest, dass soziale Einrichtungen in den letzten 2,5 Jahren noch nie so gefordert waren wie im Moment. Nachdem die größten Probleme rund um die Corona- Pandemie überstanden schienen, kamen mit dem Krieg zwischen Russland und der Ukraine zahlreiche weitere Probleme auf. Nicht nur die Ausgaben für Wohnen, Heizen, Energie und Mobilität sind gestiegen, auch Nahrungsmittel werden immer teurer. Dies stellt auch zahlreiche Häflerinnen und Häfler vor existentielle Probleme.

 

Dabei hat sich der Personenkreis, der Unterstützung benötigt, seiner Ansicht nach verändert. Wo vorher oft nur Einzelpersonen auf ihn zukamen, sind es nun Familien, die zum Teil auch im Mittelstand verortet werden können. Daniela Gubalke, Ortsvereinsvorsitzende der SPD Friedrichshafen meinte dazu, dass dies beispielsweise auch am wesentlich stärker besuchten Schulfrühstück an der Merianschule zu erkennen sei. Und obwohl laut Florian Nägele „Friedrichshafen über eine sehr große Hilfelandschaft verfügt“, muss immer neu die Frage gestellt werden, ob diese Hilfe ausreichend ist.

 

Immerhin haben nun die Tafel, die Teestube und die Kleiderkammer in der Kepplerstraße wieder geöffnet. Auch die Bahnhofsmission wird sich glücklicherweise bald wieder um Menschen in Notlagen kümmern können. Eine große Sorge bleibt für viele aber weiterhin der Punkt Wohnen. Nach wie vor gibt es zu wenig bezahlbaren Wohnraum für einkommensschwache Familien. Während durch bürgerschaftliches Engagement die Tafel und die Kleiderkammer bedient werden können, ist dies im Bereich Wohnen nicht möglich. Hier wäre es nach Ansicht einiger Teilnehmerinnen und Teilnehmer wichtig, dass sich die Stadt noch mehr um wohnungssuchende Menschen kümmert.

 

Vor allem das Zweckentfremdungsverbot wurde eifrig diskutiert. Vorhandener Wohnraum soll hier nicht zweckentfremdet genutzt werden können (z.B. Leerstand, Nutzung für gewerbliche Zwecke, dauerhafte Fremdbeherbergung) und mit dem Verbot soll vermieden werden, dass vorhandener Wohnraum ohne Genehmigung dem Wohnungsmarkt entzogen wird. Mathias Eckmann, Ortsvereinsvorsitzender der SPD Friedrichshafen merkte an, dass dem Thema Wohnen nicht genug Bedeutung beigemessen werden könne. Die Probleme würden für manche Menschen unglaublich zunehmen, wenn vor allem Mieten und gleichzeitig Nebenkosten und Nahrungsmittelpreise ansteigen würden.

 

Für alle Teilnehmenden stand am Ende der Diskussionsrunde fest, dass in der Krise nicht nur Staat und Kommune tätig werden sollten, sondern dass vielmehr auch jede und jeder nun Verantwortung übernehmen müssten. „Wir sollten aufeinander aufpassen und respektvoll miteinander umgehen“, meinte dazu Florian Nägele. Jeder könne schließlich in eine Notlage geraten und könnte dann auf Hilfe angewiesen sein. In diesem Zusammenhang nannte er auch das Projekt „Häfler helfen“, das mit Spenden Menschen in Friedrichshafen, die bedürftig und doch Nachbarn sind, unterstützt.