Klimaschutzexperte Ernst Ulrich von Weizsäcker beim Salon Rouge

Veröffentlicht am 26.05.2021 in Pressemitteilungen

Die entscheidende Frage zum Klimaschutz ist laut SPD nicht die Frage, ob Klimaschutz notwendig ist, sondern wie eine schnellstmögliche Realisierung von Schutzmaßnahmen aussehen kann und muss. Dieser hat sich der SPD Ortsverein im digitalen Salon Rouge mit dem Thema „Klimaschutz durch Fortschritt oder Verzicht?“ gestellt. Dazu war der Klimaschutzexperte Ernst Ulrich von Weizsäcker als Referent eingeladen.

„Wir erleben bereits Katastrophenjahre,“ mit diesen deutlichen Worten begann Von Weizsäcker seinen Vortrag bei einem sehr gut besuchten digitalen Salon Rouge. So sei bei einem Anstieg des Meeresspiegels von fünf Metern eine Flüchtlingskrise vorhersehbar, denn über eine Milliarde Menschen leben direkt am Meer. Ebenso sei die Ausrottung der Wildtiere besorgniserregend. „Diese werden von uns ebenso massiv geschädigt – nicht nur das Klima.“ Der Klimaschutzexperte sieht einen Zusammenhang zwischen Wirtschaftswachstum und CO2-Wachstum. „Das geht in den acht wichtigsten Wirtschaftssektoren Hand in Hand,“ sagte er. Wirtschaftswachstum führe zur Klimakrise. Dabei sei Klimapolitik, die nur Industrieländer berücksichtigt, sinnlos. Seine Frage nach den technischen Heldentaten beantwortete Von Weizäcker damit, dass Energie- und Rohstoffpreise jährlich parallel zu den Effizienzgewinnen angehoben werden sollten. „Steigt die Energieeffizienz, dann steigt der Preis für Energie oder für CO2-Ausstoß. Steigt dieser Preis, wird es profitabler, die Effizienz oder Dekarbonisierung zu beschleunigen,“ erklärte der Experte. Der zweite Teil seines Impulsvortrags beschäftigte sich mit der Frage, warum die SPD heute in Umfragewerten so schlecht abschneidet. Seine Antwort folgte direkt: „Weil sie die Ziele, um derentwillen sie gegründet wurde, im Wesentlichen erreicht hat.“ Von Weizsäcker ist selbst SPD-Mitglied und sieht als Lösungsperspektive, dass die SPD entschlossen Zukunftsaufgaben anpacken solle. Darunter konkret Klima-, Friedens-, Finanz- sowie Erwachsenenbildungspolitik. Außerdem Stärkung des Technologiebewusstseins und der Kommunalpolitik.

In der anschließenden Diskussionsrunde, die aufgrund der vielen verschiedenen Themen zeitlich ausgedehnt wurde, stand die Gerechtigkeitsfrage im Mittelpunkt. „Die Klimafrage ist die größte zu klärende Gerechtigkeitsfrage. Wir nehmen ganzen Generationen die Zukunft. Die SPD hat dann eine Chance, wenn sie die Gerechtigkeitsfrage beantwortet,“ sagte SPD-Bundestagskandidat Leon Hahn. Einen Zusammenhang zwischen der Sozialpolitik und der Klimapolitik stellte Jasmina Brancazio, Vorsitzende des SPD-Ortsvereins, mit der Frage, wie man die künstliche Verteuerung von Energie denjenigen erklärt, die weniger haben, auf. „CO2-Besteuerung muss an die Gesellschaft so zurückgegeben werden, dass die Ärmeren in der Bevölkerung eher die Nutznießerinnen und Nutznießer sind. Sozialpolitik ist ein Teil der Klimapolitik“, wurde Von Weizsäcker deutlich. Nach zahlreichen weiteren Wortmeldungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, schloss Von Weizäcker den Salon Rouge ab: „Mit Verzicht und Bescheidenheit kann gut gelebt werden. Technologie kann sehr wohl dafür sorgen, dass alles besser wird und das gehört auch denen gesagt, die bewusst Angst schüren.“