„In der Politik muss es bunter, weiblicher und jünger werden.”
Mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung ist weiblich. Und dennoch ist es nicht die Normalität, dass Frauen in Führungspositionen oder in politischen Gremien den gleichen Anteil besetzen, wie Männer. Die Diskussionsrunde „Salon Rouge“ des SPD-Ortsvereins befasste sich mit dem Thema „Frauenpower: Was bedeutet es, als Frau kommunalpolitisch aktiv zu sein?“.
Die Einleitung in den Abend übernahm Werner Nuber, Gemeinderat und Ortsvereins-Vorstandsmitglied. „Wir sind eine heterogene Gesellschaft und Frauen sind in politischen Gremien krass unterpräsentiert”. Dabei müsse die Frage gestellt werden, wie unsere Gesellschaft dazu kommt, dass Frauen sich sträker einbringen. Diese Frage nahm Britta Wagner, SPD-Kreisrätin im Bodenseekreis, auf. Ihre Motivation für den Gemeinderat Kressbronn zu kandidieren, war die damalige Diskussion um die Bodan-Werft. Die Themen in einer Stadt seien alle interessant und relevant. Sich einzubringen und aktiv mitzugestalten seien die Gründe für ihr politisches Engagement. „Unsere Demokratie bietet eine Mitgestaltungs- und Mitentscheidungsmöglichkeit, die ich nutzen wollte”, sagte Wagner. Seit 2019 ist sie Kreisrätin und Teil einer sechsköpfigen Fraktion.
Das “Auf und Ab” der Frauenpolitik begleitet Veronika Wäscher-Göggerle seit 17 Jahren als Frauen- und Familienbeauftragte des Bodenseekreises. „In der Politik muss es bunter, weiblicher und jünger werden“, forderte sie. Unterstützung erhalten gewählte Stadt- und Kreisrätinnen durch kostenlose Fortbildungen. Der überparteiliche Zusammenschluss von Kommunalpolitikerinnen des Bodenseekreises sowie des Landkreises Ravensburg zu „B-o-R-a Frauenpolitik“ soll Frauen motivieren, sich politisch zu engagieren. „Unser Mentorinnen-Programm unterstützt während der Kandidatur und begleitet anschließend“, betonte Wagner. Die initiierte Kampagne „Frau Dich!“ ist zweiteilig: Frauen für eine Kandidatur ansprechen und Frauen aufzurufen, Frauen zu wählen. „Eine gleiche Anzahl von Frauen und Männern in politischen Gremien ist unser größter Wunsch“, so Wäscher-Göggerle.
In der anschließenden Diskussionsrunde wurde die Frage, warum so wenige Frauen in der Politik sind, thematisiert. „Frauen trauen sich nicht, fühlen sich oft nicht als Expertin. Männer gehen viel leichtfüßiger damit um“, erklärte Wäscher-Göggerle. Eine langjährige ehemalige SPD-Gemeinderätin forderte: „Geht los und probiert es aus!“ Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und einem politischen Amt sei schwierig. Frauen seien deutlich mehr für Care Arbeit (u.a. Kinderbetreuung, Altenpflege, häusliche Pflege, familiäre Unterstützung) eingespannt. „Es ist zu wenig bekannt, dass Kinderbetreuung für Sitzungen bezahlt wird“, bemängelte eine Teilnehmerin. Ein Teilnehmer bestärkte, dass der Fokus unbedingt auf 16 bis 30jährige Frauen gesetzt werden solle.
Die Sorge vieler Frauen, sich mit den Themen nicht auszukennen, wurde ebenfalls diskutiert. „Die Sitzungsunterlagen sind gut vorbereitet und innerhalb der Fraktion besteht ein Austausch zu den Themen“, erklärte Wagner. Es sei nicht erforderlich, sich sofort mit allen Themen im Detail auszukennen. „Das Netzwerk der politischen Frauen ist großartig. Auch die Unterstützung innerhalb der Partei – egal ob Mann oder Frau“, erklärte Ortsvereins-Vorstandsmitglied Laura Straub.
Für die SPD Friedrichshafen ist klar: Auch im Gemeinderat vor Ort sollen gleichermaßen Männer und Frauen vertreten sein. Erklärtes Ziel ist daher eine paritätisch besetzte Kandidat:innen-Liste aufzustellen. Zudem motiviert der Ortsverein vor allem Frauen für die kommunalen Parlamente zu kandidieren.
BU: “Mehr Frauen in die Kommunalpolitik – auch in Friedrichshafen” fordern die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Salon Rouge.